Januar – Februar
Je nach Standort kündigt sich bei einigen wenigen Kakteen durch das Erscheinen erster zaghafter Knospen das nahende Ende der Ruheperiode an. Die Tage werden wieder etwas länger, die Kraft der Sonne nimmt langsam zu. Die meisten Kakteen werden an ihrem kühlen und möglichst hellen Standort trocken gehalten. Epiphytische Kakteen stehen wärmer und erhalten regelmäßig etwas Wasser.
Wer die Möglichkeit besitzt, kann an trüben Tagen durch Zusatzbeleuchtung mit Wachstumslampen den Lichtmangel ausgleichen. Wichtig ist, immer ausreichend für frische Luft sorgen, um die Pflanzen abzuhärten. Tierische und pilzliche Schädlinge meiden oftmals hart und artgerecht kultivierte Kakteen. Sämlinge im ersten Jahr haben keine Ruheperiode. Sie sollten an einem temperierten, sehr hellen Ort bei mäßiger Feuchtigkeit überwintern. Auch in den Wintermotaten ist ein Schädlingsbefall in den Sammlungen durchaus möglich. Gerade in der trockenen Luft können sich Woll- und Schmierläuse explosionsartig vermehren.
Die meist entschleunigte Zeit am Anfang des Jahres bietet sich an, um in den vielen Online Shops nach interessanten Kakteensamen zu schauen. Viele Kakteenfreunde beginnen jetzt bereits mit der Aussaat neuer Pflanzen unter Kunstlicht. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, schnell wüchsige Arten bereits schon als kleine Sämlinge in der kommenden Wachstumsperiode an einem schattigen Plätzchen im Gewächshaus zu kultivieren. Diese Pflanzen sind dann für die folgende Ruheperiode wesentlich kräftiger und wiederstandsfähiger ausgebildet, als vergleichbare Aussaaten, die erst später im Jahr mit dem Beginn der Wachstumsperiode ausgebracht werden.
März – April
Bei zeitig blühenden Kakteen kündigt sich das Ende der Winterruhe durch hervorbrechende Knospen an. Neutriebe sind am Scheitel erkennbar. Sehr zeitige Blüher sind Notocactus haselbergii, Turbinicarpus valdezianus und einige Mammillarien. Später blühende Arten können umgetopft werden. Aus Erfahrungen der vergangenen Jahre kann ich nur dazu raten, Kakteen vor den ersten Wassergaben umzutopfen. Hier sind nach der langen Winterruhe die Saugwurzeln eingetrocknet und die Pflanzen können diese dann schon im neuen Substrat ausbilden. Später im Jahr topfe ich natürlich auch noch um oder wechsele das Substrat, jedoch ist dabei zu beachten, nicht unmittelbar wieder zu gießen, sondern einige Tage zu warten, um auch die entstandenen Verletzungen durch das Umtopfen weitestgehend abtrocknen bzw. abheilen zu lassen. Die Pflanzen benötigen auch wieder eine gewisse Zeit, um das begonnende Wachstum fortzusetzen bzw. in der neuen Umgebung einzuwachsen.
Wer nicht die Möglichkeit einer Zusatzbeleuchtung besitzt, kann jetzt mit Aussaaten beginnen. Eine möglichst frühe Aussaat begünstigt kräftige und somit robustere Pflanzen für die kommenden Wintermonate.
Je nach Witterung können die Pflanzen in ein ungeheiztes Gewächshaus oder Frühbeet umgeräumt werden, der bereits höhere Sonnenstand und die kräftigere Sonne sind eine hervorragende Lichtspende, birgt aber auch Gefahren wenn Sie zu intensiv und zu lange einwirkt, hinsichtlich eines Sonnenbrands auf den sonnenentwöhnten Pflanzen, besonders bei den Arten mit weniger Bedornung. Meist ist eine dauhafte kühlende Luftzikulation oder die sommerliche Schattierung noch nicht eingerichtet. Einen Blick auf den Wetterbericht ist hierbei nicht verkehrt. Andererseits können auch gelegentliche immer wieder Fröste auftreten. Hier sind dann bei empfindlichen Pflanzen Vorkehrungen zu treffen z.B. mit einer Übergangsheizung oder einem Frostwächter.
Schmutz und Staub des Winters sind sehr gut mit einem feinen Pinsel zu entfernen. Sind über einen absehbaren Zeitraum keine strengen Fröste mehr zu erwarten, baue ich die Isolierung mit Luftpolsterfolie am Gewächshaus wieder ab und ersetze Sie mit einen UV-beständigen Schattiergewebe für die bevorstehende Wachstumsperiode. Vorsichtige Wassergaben gewöhnen die Kakteen wieder an Feuchtigkeit. Man kann sie an warmen Tagen (um 15 °C) mit warmen Wasser durch leichtes übersprühen befeuchten. Achten sie aber darauf, dass bis zum Abend der Pflanzenkörper wieder abgetrocknet ist.
Mai – Juni
Die milde Witterung mit zahlreichen Sonnentagen sorgt für erste reiche Blüten bei Mammillarien, Notocactus, Rebutia, Lobivia usw. Kakteen, die nach den Eisheiligen nach draußen in die Sonne gestellt werden, benötigen anfangs einen Sonnenschutz, wenn nicht gerade eine trübe Witterungsphase herrscht. Die durch Leichtsinn entstandenen Verbrennungsschäden verwachsen in den seltensten Fällen und dann auch nur sehr langsam. Vor allem epiphytische Kakteen sollten sehr überlegt ins Freie gestellt werden. Notwendige Umtopfarbeiten können weiterhin gemacht werden.
Bei blühenden Pflanzen sollte man aber bis zum Abblühen warten. Frisch umgetopfte Pflanzen sollten einige Tage nicht gegossen werden, damit eventuell entstandene Wurzelschädigungen wieder abheilen können. Die Kakteen können je nach Witterungsphase gegossen werden. Nach den ersten Wassergaben, wenn an den Pflanzen die Saugwurzeln wieder ausgebildet sind, sollten mit einem geeigneten systemischen Spritz- und Gießmittel behandelt werden, um Schädigungen vor saugenden Insekten während der Vegetationszeit vorzubeugen. An trüben Tagen ist es ratsam, lieber mit dem gießen auszusetzen. Staunässe ist unbedingt zu vermeiden. Ab Mitte Mai kann dem Gießwasser ein stickstoffarmer Dünger zugesetzt werden.
Juli – August
Von wenigen Ausnahmen abgesehen stehen die meisten Kakteen (Gymnocalycien, Parodien, Coryphanthen und Astrophyten) in Blüte und Wachstum. Opuntien im Gewächshaus frei ausgepflanzt, können innerhalb weniger Wochen viele Blüten hervorbringen. Viel Licht steht nun an sonnigen Tagen zur Verfügung. An sehr heißen Tagen ist es in Gewächhäusern besonders wichtig, entweder für frische Luft zu sorgen oder eine Luftumwälzung mittels Ventilatoren einzurichten. Auch in den Frühbeeten oder der Kultur am Fenster sollte für viel Luftaustausch gesorgt werden. Die Pflanzen werden reichlich bewässert und gedüngt, Staunässe ist aber zu vermeiden. Einige Frühblüher, wie Mammillarien, Notocacteen, Rebutien, Echinocereen, Echinofossulocactus u.s.w. und auch die später blühenden Ariocarpen legen von Mitte Juli bis Mitte August eine leichte Sommerruhe ein. Das bedeutet, dass man jene Arten sparsamer gießen muss und die Düngung einstellt.
In dieser kurzen Ruhezeit können, soweit erforderlich, diese Pflanzen umgetopft werden. Ab Ende August schränkt man die Düngergaben generell ein. Für die Gattung Schlumbergera beginnt allmählich die Ruheperiode. Sie erhält jetzt nur noch wenig Wasser und keinerlei Dünger. Man sollte in dieser Zeit verstärkt auf den Befall von Spinnmilben achten, die unverzüglich bekämpft werden müssen.
September – Oktober
Anfang September verabreicht man keinerlei Düngergaben mehr, ab Ende September werden die Wassergaben drastisch eingeschränkt. Hierbei bietet sich eine vorsorgliche Anwendung mit systemischen Gießmitteln an, um Schädigungen durch saugende Insekten während der Ruhezeit zu unterbinden und diese vorher abzutöten. Rhipsalis-Arten und Epiphyllum werden konstant leicht feucht gehalten. Es zeigen sich bei den ganzjährigen Blühern noch wenige offene Blüten, dafür beginnt aber die Hauptblüte bei den Ariocarpen. Lithops und Conophyten zeigen nun auch Ihre Blütenpracht. Beide Arten bekommen immer wieder etwas Feuchtigkeit, wenn sich eine längere warme und sonnige Witterung abzeichnet. An trüben, grauen und kühlen Tagen sollte man hierauf verzichten. Die Pflanzen sollten nun ihren Jahrestrieb ausreifen, damit sie die Ruhezeit im Winter gut überstehen.
In Gewächshäusern, Frühbeeten und Fensterbänken heißt es, großzügig lüften und ungefiltertes Sonnenlicht, um die Pflanzen abzuhärten.Falls die Sammlung im Freien steht, nutzt man die frostfreie Zeit möglichst lange aus. Bei Frostgefahr sollten die Pflanzen ins möglichst helle und kühle Winterquartier geräumt werden. Eingelagertes Frischobst sollte sich nicht im gleichen Raum des Winterquartiers befinden. Eine Übertragung von Fäulnispilzen auf die Pflanzen wäre hierbei nicht auszuschließen. Vor dem Standortwechsel sollte man aber unbedingt noch einmal alle Kakteen auf Schädlinge untersuchen. Pflanzen, die erst im Herbst in Blüte stehen, werden gesondert warm, hell und etwas feucht kultiviert. Die Ruhezeit beginnt für diese Pflanzen nach der Blüte. Man topft nur noch in wirklichen Notfällen (z.B. Wurzelläuse) um. Die Gattung Schlumbergera hält man nahezu trocken, sie möchte nun hell und temperiert (über 10 °C) stehen.
November – Dezember
Es blühen nur noch wenige Kakteen, z.B. Mammillaria schiedeana Mammillaria hernandezii, Mammillaria plumosa, Schlumbergera (Weihnachtskaktus) und Rhipsalis. Sie werden nicht unter 12 °C und leicht feucht gehalten.
Tipp: Die Weihnachtskakteen setzen reichlich Knospen an, indem sie ca. 12 Stunden Dunkelheit pro Nacht bekommen. Unterstützend könnte man sie für diesen Zeitraum in einen dunklen Raum oder Schrank stellen. Das Blumenfenster an der Nordseite reicht hier aber auch vollkommen aus.
Andere Gattungen, wie z.B. Melocactus, Discocactus, Buiningia überwintert man hell und etwas wärmer (um 15 °C). Die meisten Kakteen sollten jetzt trocken, hell und kühl (5-10 °C) stehen. Viel frische Luft beugt Pilzinfektionen vor. Gegossen wird jetzt nicht mehr.
Im beheizten Gewächshaus werden nun die Heizthermostate auf Wintertemperatur eingestellt. Ungewollte Wärmeverluste verhindert man durch abdichten der Fugen und Ritzen. Angesichts immer steigender Energiepreise lohnt sich hierbei das anbringen von Luftpolsterfolie. Bis zu 40 % Energieersparnis können erreicht werden.
Wer noch nicht so kräftige Aussaaten in der lichtarmen Jahreszeit durchkultivieren möchte, kann das mit geeigneter Zusatzbeleuchtung tun. Einjährige Sämlinge, die keine Ruhezeit bekommen, wachsen unter Kunstlicht wesentlich besser.
Auch im Winterquartier sollten die Kakteen gelegentlich nach Schädlingen und Krankheiten untersucht werden. Befallene und erkrankte Pflanzen sind auszusondern. Bei starker Schädigung sofort zu vernichten, damit andere nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.