Aussaat- und Stecklingsvermehrung


Aussaatvermehrung


Allgemein:

Durch die Aussaat kommt man schnell in den Besitz neuer und seltener Kakteenarten, die vieleicht als Pflanzen im Handel überhaupt nicht erhältlich sind, weil deren Aufzucht durch langsamen Wuchs oder hoher Ausfallraten sich für Gärtnereien nicht rechnet. Wer sich etwas länger mit dem Hobby beschäftigt, wird diese reizvolle Beschäftigung früher oder später ausprobieren. Mit Interesse wird man dann verfolgen, wie aus dem Samenkorn eine Kakteenpflanze heranwächst. Die Aussaat von Kakteen unterscheidet sich zwar in einigen Punkten von der Aussaat andere Pflanzen. Wenn man dabei richtig vorgeht, steht jedoch der Erfolg nicht in Frage.

Samenauswahl:

Die Aussaat von Kakteen und deren Anzucht machen zwar viel Freude, erfordern aber auch einiges an Arbeit. Überlegen Sie sich vor der Aussaat sorgfältig, welche Kakteensamen zur Aussaat gebracht werden sollen. Es gibt Kakteen, die nur schwer und mit viel Mühe aus Samen herangezogen werden können. So weisen etwa die Samen von Blossfeldia ganz kleine Samenkörner auf.

Staubfeine Saat von Strombocactus disciformis vergrößert

Die aus diesen Samen keimenden winzigen Sämlinge brauchen lange, bis sie eine Größe erreichen, die das erstmalige Pikieren gestatten. Bis dahin sind sie stets von Algen und Schadpilzen bedroht. Die Samen anderer Kakteen, etwa die Samen einiger Opuntien, keimen oft schwer. Manche Kakteenliebhaber quellen diese Samen vor oder feilen sie vor der Aussaat an. Schließlich gibt es auch noch Kakteenarten, wie etwa Ariocarpen, deren Samen zwar gut keimen, ihre Jungpflanzen wachsen aber sehr langsam heran. Für den erfahrenen Kakteenfreund ist es besonders befriedigend, wenn es ihm gelingt, auch schwierige Kakteen heranzuziehen.

Was sollte der Anfänger beachten

Der Anfänger wird dagegen seine ersten Aussaatversuche mit einfachen Kakteen machen. Zu diesen zählt z.B. die Mehrzahl der Astrophyten, Cereen, Echinofossulocacteen, Echinopsen, Gymnocalycien, Lobivien, Mammillarien, Notocacteen oder Rebutien. Auf jeden Fall müssen die Kakteensamen keimkräftig sein. Die Samen von Ariocarpen oder Opuntien behalten bis zu einem Jahrzehnt ihre Keimkraft, dagegen lässt aber auf der anderen Seite die Keimkraft von Rebutiensamen schon nach einem Jahr deutlich nach. Der Kakteensamen für die Aussaat sollte daher möglichst aus der Ernte des Vorjahres stammen. Ferner sollten aus den Kakteensamen tatsächlich die Pflanzen keimen, die das Etikett verspricht. Es ist ärgerlich, wenn aus den als Gymnocalycium andreae erworbenen Samen dann Hybriden aus einer zufälligen Insektenbestäubung heranwachsen.

Wenn ein Kakteenfreund den noch fehlenden Notocactus uebelmannianus aus Samen heranziehen möchte, fühlt er sich geprellt, wenn infolge einer Verwechslung beim Händler diese Samen den üblichen Notocactus ottonis erbringen. Beim Einkauf von Kakteensamen sollte man sich daher an bewährte Verkäufer wenden. Besonders geschätzt ist am Heimatstandort der Pflanzen gesammeltes Saatgut, hinsichtlich des Artenschutzes im Rahmen der gesetzlichen Zulässigkeit. Dies gilt besonders dann, wenn die Saat fachmännisch eingesammelt und unter Angabe des Fundortes verkauft wurde.

Samengewinnung:

Wenn man für sich oder zum Verkauf Kakteensamen gewinnen will, so sollte auch dieser keimkräftig sein und keine Zufallshybride enthalten. Selbstverständlich wird man schöne, wüchsige und blühwillige Elternpflanzen auswählen. Allgemein benötigt man zur Samengewinnung zwei Elternpflanzen. Einige Arten, wie aus der Gattung Frailea, Lophophora oder Rebutia, setzen auch bei Selbstbestäubung Samen an. Unter Selbstbestäubung ist zu verstehen, daß die Narbe einer Blüte mit Blütenstaub der selben Blüte oder einer anderen Blüte derselben Pflanze belegt wird.

Eine Fremdbestäubung, also eine Bestäubung mit Pollen aus der Blüte einer anderen Pflanze, ist jedoch wegen der breiteren erblichen Grundlage für die Nachkommenschaft vorzuziehen. Die beiden für eine Fremdbestäubung erforderlichen Pflanzen müssen aber vom Erbgut her tatsächlich verschieden sein. Es darf also nicht die eine Pflanze der Ableger der anderen Pflanze sein, auch dürfen nicht beide Pflanzen Ableger oder Sprosse der gleichen Mutterpflanze sein. Um ungewollte Hybriden sicher zu verhindern, sollte man die vorgesehenen Elternpflanzen bereits kurz vor dem Aufbrechen der Blüten unter verschlossenen Glasgefäßen oder sehr feinem Vlies stellen.

Bestäubung:

Die Bestäubung wird vorgenommen, wenn die Blüten voll erblüht sind, die Narbenäste sich geöffnet haben, die Staubgefäße reif sind und der Blütenstaub pulverig wirkt. Zur Bestäubung kann man einen weichen Pinsel nutzen. Für sehr kleine Blüten oder für Blüten mit wenig Polleninhalt, ist auch ein Einweg Micro-Pinsel empfehlenswert. Man kann auch mit einer feinen Pinzette Staubgefäße aus einer Blüte auf die Narbe der anderen Blüte bringen. Wenn man verschiedene Bestäubungen vornehmen möchte, verwendet man verschiedene Pinsel. Bitte vergessen Sie nicht, die Pinsel danach gründlich zu reinigen, zum Beispiel durch Ausspülen in medizinischen Alkohol. Vor einer neuen Bestäubung müssen sie natürlich wieder völlig trocken sein. Die bestäubten Pflanzen bleiben bis zum völligen Verwelken der Blüte unter dem gestülpten Gefäß oder dem Vlies. Danch beginnt die Zeit des Wartens, ob die Bestäubung erfolgreich war.

Saat ernten, reinigen und lagern:

Stachelbeergroße Samenbeere von Mammillaria wrightii

Manche Kakteen entwickeln eine fleischige Beere, welche dann abgenommen wird, wenn sie ausgereift ist. Meist ist sie dann tiefrot gefärbt oder beginnt aufzuplatzen. Die ausgereifte Beere muss nun sorgfältig und vollständig abgenommen werden. Die Kakteensamen wasche ich mit Hilfe eines Teesiebs und lauwarmen Wasser, um die Samen vom umgebenen Fruchtfleisch zu trennen. Anschließend werden sie z.B. auf einer Kaffee-Filtertüte oder einem Löschpapier ausgelegt und getrocknet. Die Verwendung von Papiertüchern der Küchenrolle ist nicht zu empfehlen. Meist kleben bei der Trocknung die Samen sehr fest an und lassen sich dann sehr schwer ablösen. Bei vielen Arten ist das nicht erforderlich (z.B. Rebutia, Blossfeldia), weil die ausgereiften Samenkapseln nahezu trocken sind und kein Fruchtfleisch mehr vorhanden ist. Öffnet man die geerntete Frucht kullern die Samen sofort heraus.

Ein Etikett mit dem Angaben zur Art und dem Jahr der Ernte sind sehr hilfreich, um bei einer wesentlich späteren Aussat noch den genauen Zeitpunkt der Ernte zu wissen und ob der Samen noch eine entsprechende Keimfähigkeit besitzen kann oder möglicherweise schon überlagert ist. Um Schimmelbildung zu vermeiden, sollte man die Samen trocken und bei Zimmertemperatur aufbewahren.

Skarifizierung schwer keimender Saat (kurz erklärt):

Unter den Kakteensaaten gibt es auch Arten, die unter herkömmlichen Bedingungen sehr schwer keimen. Im Evolutiosverlauf der Pflanzen entwickelten einige Arten für ihre Saat einen ausgeklügelter Schutzmechanismus, der eine Aussaat im herkömmlichen Sinne – also Samen entnehmen/reinigen und ausbringen – wesentlich schwieriger gestaltet. In natürlicher Umgebung werden hierbei entweder klimatische oder tierische „Mitspieler“ benötigt. Hierzu zählen beispielsweise die meisten Arten der Gattung Sclerocactus, Toumeya und Navajoa oder auch einige Echinocactus und Pediocactus Arten, sowie viele Opuntien. Die Aufzählung ist damit auch noch nicht vollständig. Um bei diesen Saatgut zu wesentlich besseren Auflaufergebnissen zu gelangen, werden sie mit hoch konzentrierter Schwefelsäure oder einem Bleichmittel kurzzeitig behandelt.

Sehr gute Erfahrungen werden ebenso auch mit einem Gibberellinsäure-, Alkohol-, Wassergemisch berichtet. Hier sollte die vorzubereitende Saat bis zu 24 Stunden eingelegt werden. Ziel dieser Anwendungen ist, die Samenhülle (Testa) durch die chemische Einwirkung zu schwächen bzw. so zu verändern, das es dem austretenden Keimling gelingt, die Samenhülle leichter zu durchbrechen.

Eine genaue Vorgehensweise dieser Methoden möchte ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen, zumal im Internet zur Skarifizierung von Kakteensamen gute Suchergebnisse zu finden sind. Der Umgang mit hoch konzentrierten Säuren ist sehr gefährlich und sollte nur von Personen vorgenommen werden, die genau wissen, wie man damit umgeht. Entsprechender Körper- und vor allem Augenschutz sind hierbei unverzichtbar. Der Vollständigkeit halber möchte ich aber diese vorbereitende Behandlungsform von Kakteensamen an dieser Stelle erwähnt haben.

In der Natur, bei den Wildpflanzen, erzielen diese Vorbereitungen einerseits lang einwirkende starke Temperturschwankungen, gekoppelt mit intensiver Sonneneinstrahlung. Der Keimerfolg der Wildpflanzen erreicht hierbei zwar nicht sehr hohe Raten, jedoch keimen nun die stärksten und letztendlich besten Samen als natürliche Auslese und sichern den Fortbestand der Art.

Eine weitere Vorbereitung der Saat beruht auf tierischer Basis. Hierbei spielt der Verdauungsprozess nach Fraß von Kakteenfrüchten eine vorbereitende Rolle. Die Magensäure des Tieres bereitet die Samenhülle für den Keimprozess vor. Die Saamenkörner werden unverdaut wieder ausgeschieden und haben nun eine gute Voraussetzung, bei günstigen Witterungsbedingungen, auszukeimen.

Aussaatvorbereitungen:

Die Aussaat kann man in einem geschlossenen, aber gut lüftbaren Saatkasten ausführen. Entsprechende Aussaat- und Anzuchtkästen mit transparenter Kunststoffabdeckung sind in verschiedenen Ausfertigungen im Handel erhältlich. Die Kunststoffhaube ist erforderlich, um die Feuchtigkeit im Sämlingskasten zu halten. Meistens sind auch noch verschiebbare Lüftungsöffnungen im oberen Bereich vorhanden, um die Luftfeuchtigkeit im Inneren etwas zu regulieren. Die Samen benötigen zur Keimung eine verhältnismäßig hohe Luftfeuchtigkeit und sie dürfen in dieser Zeit nicht abtrocknen. Es sind auch Modelle erhältlich, mit zusätzlich eingebauter Bodenheizung und einer Thermostatsteuerung. Hierbei lässt sich die optimale Temperatur einstellen. Der Kasten mit den Sämlingen steht an einem hellen Standort. Achten sie aber bitte darauf, das er nicht ungeschützt der prallen Sonne ausgesetzt ist. Die volle Sonneneinstrahlung fügt den zarten Keimlingen sehr schnell Verbrennungen zu. Daher ist es ratsam, bei Sonnenschein eine leichte Schattierung vorzunehmen. Das kann z.B. ein dünnes Blatt Papier sein oder ein dünner Vliesstoff.

Aussaat unter Kunstlicht:

Wer unabhängig von der jahreszeitlichen Sonnenscheindauer aussäen oder in den lichtarmen Monaten die Pflanzen bereits vorziehen möchte, um sie dann im Frühjahr oder Frühsommer bereits im Frühbeet oder Gewächshaus weiter zu kultivieren, sollte den Sämlingskasten mit einer künstlichen Beleuchtung ausstatten. Sehr gute Aussaatergebnisse erzielt man mittlerweile mit energiesparenden LED-Leuchtmitteln oder auch Energiesparlampen. Für die Aussaat und Aufzucht von Kakteen empfehle ich die Lichtfarbe „840“ oder „865“ für sehr gute Anzuchtergebnisse. Meine Zusatzbeleuchtung bestand seit Jahren aus TNeon-Armaturen, mit einem eingebauten Reflektor. Als Leuchtmittel sind sowohl Energiesparlampen oder mit Vorschaltgerät geeignete LED-Leuchtmittel (Sockel 2G11) einsetzbar.

Als LED-Leuchtmittel waren 2 Stecksockel-Lampen der Marke Osram Dulux L LED, 2G11, 18 Watt, 840 im Einsatz. Durch einen Defekt der Elektronik in der Armatur und der Suche nach einem Ersatz fiel mittlerweile auf, das diese Geräte in der verwendeten Größe (44,5 x 21,5 x 8 cm) nicht mehr erhältlich sind. Lediglich die leistungshöhere und größere Variante (58 x 21 x 10 cm) ist nur noch erhältlich. Ob die vorhandenen Leuchtmittel dort aber gehalten werden ist hierbei fraglich.

Eine sehr gute Alternative bietet mittlerweile das „COSMORROW LED“ Sytem vom Hersteller Secret Jardin.
Hierbei handelt es sich um ein kompaktes, robustes und wasserdichtes 24 Volt LED-Lampensystem, welches in 2 Leistungsklassen (20 Watt – 50 cm Länge und 40 Watt – 90 cm Länge) mit passiver Kühlung angeboten wird. Als Lichtfarben kann man zwischen Wachstum (20 Watt – 2400 Lumen / 40 Watt – 4800 Lumen), Blütenansatz (20 Watt – 2400 Lumen / 40 Watt – 4800 Lumen), Ultraviolett und Infrarot Leuchtmittel wählen bzw. kombinieren.
Mit einem passenden Aufnahmegestell können hierbei bis zu 5 Lichtleitsten (Lightbars) zusammen montiert und über die zu bescheinende Saat gehängt oder geschraubt werden. Ein stufenlos verstellbares Seilzug-Set ermöglicht die genaue Positionierung. Die LED-Leisten werden ganz einfach eingeclipt und je nach Netzteilgröße bzw. Anzahl der Netzteilanschlüsse verbunden. Die maximal erhältliche Netzteilgröße stellt Energie für 5 Lightbars, mit je 20 Watt Leistung zur Verfügung. Wer weniger oder mehr benötigt, stellt sich das passende Lichtpaket und den gewünschten Lichtspektrum zusammen. Die Abwärme der LED-Leisten in meiner Anlage stellt eine gleichbleibende und gewünschte Anzuchttemperatur von knapp 25°C bereit.

Kontrolle schafft ein Thermometer, welches die Temperatur misst. Ein zusätzliches Hygrometer ist sinnvoll, um auch die Luftfeuchtigkeit im Blick zu haben. Hierbei ist eine Feuchtigkeit während der Beleuchtungsphase von etwa 70 bis 80% optimal. Bei längerer Beleuchtung ist eine Temperatur unter 30°C einzustellen. Etwa 25°C ist eine optimale Keimtemperatur. Ein wenig ausprobieren, welcher Abstand der Beleuchtung zum Anzuchtgewächshaus hier welche Temperatur im Inneren erzeugt, ist also schon ratsam. Wichtig für die Keimung ist auch eine Dunkelphase von etwa 12 Stunden. Ein deutliches Absinken der Temperatur im Aussaatkasten ist hierbei nur zu empfehlen. Etwa 15°C ist etwa der angestrebte Temperaturbereich. Der deutliche Temperaturunterschied begünstigt sowohl die Keimung, als auch die Widerstandsfähigkeit der Sämlinge. Als guter Platz könnte hier ein etwa 15°C kühler Keller dienen, wo dann bei ausgeschalteter Beleuchtung die gewünschte Temperaturabsenkung eintritt.

Aussaatbehälter

Viele Kakteenfreunde bevorzugen für die Aussaat flache Kunststofftöpfe. Es ist ratsam, in jedem Topf nur eine Kakteenart auszubringen. Großen Aussaatschalen verwende ich hierfür nicht, da möglicherweise nicht mehr genau die einzelne, ausgesäte Art, abgegrenzt werden kann. Die meisten Kakteensämlinge sehen sich in den ersten Monaten zum verwechseln ähnlich. Bei diesen zweikeimblättrigen Pflanze sind über längere Zeit nur jene Keimblätter sichtbar, bevor sich im weiteren Wachstumsprozess die ersten zarten Dornen zeigen.

Weiterhin besteht bei großen Aussaatschalen die Gefahr, dass ein eingetretener Pilzbefall die gesamte Aussaat vernichtet. Im beheizten Gewächshaus mit gutem Licht im Winter oder einem mit Heizung und Zusatzlicht ausgestatteten Aussaatkaten ist eine gute Vorraussetzung bereits im Dezember oder Januar mit der Aussat zu beginnen. Wer auf natürliches Licht und Wärme angewiesen ist, sollte mit der Aussaat bis März-April warten. Bei einer zu frühen Aussaat und durch ungünstiges Wetter verursachte verzögerte Keimung, ist die Gefahr des Misslingens und einer Pilzinfektion besonders groß.

Aussaatsubstrat:

Auf dem Boden des Aussaatgefäßes füllt man nach Möglichkeit eine dünne Schicht Lava, in feiner Körnung (0,5-2mm), als Drainage. Durch die porige Struktur in den Lavasteinchen kann das Gießwasser hierbei gut ablaufen, zudem speichert sie aber noch eine gewisse Zeit lang Feuchtigkeit und Nährstoffe. Wenn die Faserwurzeln, der sich entwicklenden Pflanzen dann diesen Bereich erreichen, steht ihnen eine zusätzliche Feuchtigkeits- und Nährstoffquelle zur Verfügung, ohne jedoch zu feucht zu sein. Wenn ich später die Sämlingspflanzen pikiere (vereinzele) stelle ich häufig fest, wie stark die Faserwurzeln die kleinen Lavabrocken fest umschlossen haben. Über die Lavaschicht füllt man eine leichte, kleinkörnige Kakteenerde (Bims, Zeolith und Kies, in der Körnung 0,5-2mm) bis unter den Rand des Gefäßes. Die Erde kann man zuvor durch Dämpfen oder in der Mikrowelle (vorher etwas befeuchten) keimfrei machen. Auf die Erde bringt man letztendlich eine 1-2 mm dicke Schicht Quarzkies als Abstreuung.

Diese verhindert ein schnelles Veralgen und Verpilzen und ist zudem recht lichtdurchlässig, welches unser Kakteensamen als Lichkeimer benötigen. Nach dem Einbringen des Aussaatsubstrats sollten die Töpfe kurz auf eine Unterlage aufgestoßen werden. Hierbei erreicht man ein setzten der Erde. Eine Etikettierung der einzelnen Aussaatgefäße mit Datum und Kakteenart schließen die Vorbereitungen ab.

Ausaat:

Damit sich die Kakteensamen gut entwickeln können, verteile ich sie gleichmäßig über die Aussaatfläche. Als Hilfsmittel für eine gleichmäßige Verteilung knickt man ein etwa postkartengroßes Stück Papier, so daß eine Rinne entsteht. Die auszusäenden Samen füllt man in diese Rinne. Durch eine leichte Neigung nach vorn und gleichzeitiges leichtes klopfen mit der anderen Hand gegen das Stück Papier, kullern nun die Samen vorne aus der Papierrinne heraus und lassen sich gleichmäßig verteilen. Nach der Aussaat werden die Samen mittels einer glatten Fläche (z.B. Streichholzschachtel) leicht in das Aussaatsubstrat hineingedrückt. Das hat den Vorteil, daß der ausgebrachte Samen eine gute Verbindung mit dem Substrat hertellt und somit die benötigte Feuchtigkeit zur Keimung erhält. Ein übersieben der Samen mit Erde ist nicht ratsam, da unser Kakteen ja Lichtkeimer sind.

Um vorbeugend vor einer Pilzinfektion zu schützen, kann man nach der Aussaat mit einer Chinosollösung (0,05%ig) nebeln. Anschließend staue ich das Saatgefäß an, damit wird es gleichmäßig bewässert. Man taucht (stellt) das Gefäß in lauwarmes Wasser, bis sich das Substrat bist zur Deckschicht vollgesogen hat. Auch hier kann Chinosol in der genannten Verdünnung beigegeben werden. Danach bringt man das Aussaatgefäß in den Aussaatkasten. Damit ein feuchtwarmes Klima entsteht, lege ich nun den Klarsichtdeckel auf. Als geeignete Keimtemperatur ist bei vielen Arten bei 20-25°C, Temperaturen unter 10°C und über 30°C hemmen die Keimung. Bei einem elektrisch heizbaren Aussaatkasten stellt man das Thermostat entsprechend ein. Ist keine Zusatzheizung vorhanden, so muss ein Platz gesucht werden, der diesen geeigneten Temperaturbereich gewährleistet. Eine nächtliche Abkühlung auf 15-18°C fördert die Keimung und ist für die Entwicklung von gesunden Sämlingen günstig.

Keimung:

Manche Kakteenarten, wie Astrophyten oder Coryphanthen, keimen binnen weniger Tage, Mammillarien meist binnen zwei Wochen. Andere Arten, wie die Gattung Opuntia, benötigen länger. Während der Keimung darf die Aussaat nicht austrocknen. Wenn jedoch die ersten feinen Dornen an den meisten Sämlingen sichtbar werden, sollte in immer größer werdenden Abständen der Klarsichtdeckel angehoben und nach kurzer Zeit gänzlich entfernt werden, damit die pilzfördernde feuchtwarme Atmosphäre nicht länger als nötig aufrechterhalten wird. Mit weiterer Wachstumszunahme sollten die etwas schneller gekeimten Arten nun aus den Aussaatkaten herausgenommen werden. Noch keimende Arten werden weiter darin belassen.

Aufzucht:

Die Sämlinge bleiben nun monatelang im Aussaattopf. Während der gesamten Zeit muß man darauf achten, daß die Erde nicht alkalisch wird und keine Verpilzung eintritt. Daher sollte mit sauberem oder angesäuertem Regenwasser bewässert werden. Das tut man durch etwa halbstündiges Einstellen in ein Wasserbad. Ab der Dornenbildung kann man dem Gießwasser eine leichte Düngergabe hinzugeben. Wenn die Sämlinge so stark gewachsen sind, daß sich die Polster der einzelnen Pflanzen schon gegenseitig drängen, muss bald pikiert werden. Pikieren bedeutet, daß man die Sämlinge in frische Erde mit einen größerem Abstand neu einsetzt. Dies kann bei günstigen Bedingungen schon im ersten Sommer, bei ungünstigen Verhältnissen im nächsten Frühjahr erforderlich sein. im Herbst sollte nicht mehr pikiert werden.

Die Sämlinge wachsen dann nicht mehr gut an und gehen geschwächt in die Winterruhe. Beim Pikieren achtet man darauf, daß die Wurzeln der Sämlinge nicht zu sehr verletzt werden. Die Erde des Sämlingstopfes sollte trocken sein. Beim Pikieren sind spitze Holzstäbchen in halber bis ganzer Bleistiftdicke zum Vorbohren der Pflanzenlöcher und zum einsetzten der Sämlinge ein sehr geeignetes Hilfsmittel. Im Handel sind auch spezielle Pikierstäbe aus Plastik erhältlich, die für größere oder häufigere Pikierarbeiten eine sehr gute Anschaffung sind. Beim ersten Pikieren werden die Jungpflanzen noch nicht in Einzeltöpfe gesetzt. Man pflanzt sie etwa mit einem Abstand, der doppelt so groß ist wie der Durchmesser einer Jungpflanze. Bei größeren Pflanzabständen wird das Substrat schlecht durchwurzelt, bei kleineren Abständen muss sehr rasch erneut pikiert werden.

Die Jungpflanzen sollen, insbesondere nach dem Umsetzten, zwar hell, aber noch nicht sonnig stehen. Beim zweiten Pikieren haben wüchsige Jungpflanzen bereits 2-3 cm Durchmesser und können nun in Einzeltöpfe gesetzt werden. Hierbei gibt man weiterhin als Bodenschicht Sphagnum ein und Bewässert von unten. Nach der Einwurzelung bringt man die Jungpflanzen an eine sonnige (nicht pralle Mittagssonne) Stelle. Die Kakteen zeigen hier ein verblüffendes Wachstum und entwickeln eine stärkere Bedornung. Viele Kugelkakteen blühen bereits im Alter von 2 bis 3 Jahren.

Aussaat im Plastikbeutel (Fleischermethode):

Flache Töpfe oder Schalen werden nach gründlicher Reinigung mit humusfreiem Substrat (Bims, Zeolith, Aquariumkies, Lava- oder Ziegelgrus, in einer Körnung von 0,5-2 mm) gefüllt. Vorheriges Dämpfen wird empfohlen. Da jedoch nicht wirklich steril gearbeitet werden kann, läßt sich das Eindringen von Schadpilzen nicht völlig verhindern, doch darf das Substrat in seinen oberen Schichten, den Pilzen keinen Nährboden bieten. Die Kakteensamen müssen sauber sein, es darf kein Fruchtfleisch mehr anhaften. Sie werden in üblicher Weise ausgesät. Anschließend werden die Töpfe in ein Wasserbad gestellt, in dem sie sich dann mit der Flüssigkeit vollsaugen können. Diese Vorgehensweise wird auch meist als anstauen bezeichnet. Dem Wasserbad wird ein pilzhemmendes (aber nicht in der Nebenwirkung keimhemmendes) Mittel und ein mineralischer Volldünger in schwacher Konzentration (1ml/1 Liter) gelöst.

Nach dem Abtropfen knotet man jedes Aussaatgefäß in einen glasklaren, luftdichten Plastikbeutel ein und stellt oder hängt diese dann warm (20-25°C) und hell, aber nicht sonnig auf. In der Sonne könnte die Luft im Plastikbeutel rasch zu heiß werden. Da keine Feuchtigkeit verdunstet, kann die Aussaat für einige Monate sich selbst überlassen bleiben. Ausschlaggebend ist, daß keine Pilzinfektionen auftreten. Wenn man nach einigen Monaten die Plastiktüte öffnet, ist man oft überrascht, wie gut und kräftig manchmal auch schwierige Sämlinge herangewachsen sind, die nun bald pikiert und wie beschrieben weiterkultiviert werden können.

Aussaat in Feinkostbecher:

Diese Art der Fleischermethode wende ich schon seit Jahren erfolgreich an. Anstelle eine Plastikbeutels wird zunächst das feine Aussatsubstrat (Bims, Zeolith, Aquarienkies, in einer Körnung von 0,5-2mm) in einen Feinkostbecher (Größe 250 ml) bist etwa zur Hälfte eingefüllt. Kochend erhitztes Leitungs- oder destiliertes Wasser gebe ich ein pilzhemmendes Mittel und etwas Volldünger (1ml/1 Liter) bei. Mit einer etwas größeren Spritze fülle ich das heiße Gemisch in die Feinkostbecher, bis das Substrat gut nass ist, jedoch noch nicht aufschwimmt. Danach kühlt das feuchte Substrat zunächst ab, bis die Temperatur am Becherrand gefühlt lauwarm ist. Nun bringe ich die Saat gut verteilt aus und verschließe den Becher sofort mit dem zugehörigen Deckel.

Danach stelle ich die Aussaat in den Keller, unter die weiter oben bereits erwähnten LED-Kunstlichtgeräte, in eine Anzuchtgewächshaus, in dessen Deckelseiten zusätzlich noch Spiegelfolie eingeklebt ist. Die Spiegelfolie reflektiert das ein- und ausfallende Licht innerhalb der Box und begünstigt eine gute Ausleuchtung in jedem Bereich des Anzuchtgewächshauses. Die Wärmestrahlung der Armaturen sorgen für eine gleichbleibende Temperatur von etwa 25 °C bei Licht. Durch den kühlen Keller senkt sich die Temperatur bei Dunkelheit auf etwa 16-18°C ab.

Meist beginne ich mit der Aussaat im Dezember, um im der nachfolgenden Wachtumssaison die meisten Pflanzen bereits pikieren zu können. Langsam aufwachsende Arten, wie Aztekium oder Blossfeldia, verbleiben nun ein bis eineinhalb Jahre in dem Behälter, bis sie eine pikierfähige Größe erreicht haben.


Stecklingsvermehrung


Die Vermehrung durch Stecklinge ist die einfachste Vermehrungsart. Sie erfordert keinen besonderen Aufwand und gelingt bei vielen Arten in den meisten Fällen. Die günstigste Jahreszeiten für eine Stecklingsvermehrung, sind das Frühjahr und der Frühsommer. Im Herbst dagegen sind viele Kakteen nicht mehr so leicht zu bewegen, neue Wurzeln zu bilden. Zusätzlich würden in der bevorstehenden Ruhezeit, die neu gebildeten Wurzeln wieder eintrocknen. Leider sind aber auch einige Arten fast garnicht oder nur sehr schwer zu bewurzeln. Hierzu zählen beispielsweise die Gattungen Blossfeldia, Aztekium und Yavia. Diese Pflanzen sollten für eine Vermehrung eher gepfropft werden.

Die Stecklinge werden von der Mutterpflanze mit einem sauberen, scharfen Messer abgeschnitten. Wenn man so genannte „Kindel“ herausdreht oder herausreisst, können sowohl die Mutterpflanze, wie auch die „Kindel“ stark beschädigt werden. Bei Stecklingen von Säulenkakteen kantet man die Schnittstelle leicht ab. Hierdurch wird erreicht, daß die neuen Wurzeln nicht seitlich aus dem Rand, sondern nach unten gerichtet in der Mitte der Schnittstelle austreten.

Stecklingsschnitt

Auch die Stecklinge von epiphytischen Kakteen müssen zugeschnitten werden. Die dünn verholzten Ansatzstellen der Sprosse sind für die Wurzelbildung sehr schlecht geeignet. Eine bessere Wurzelbildung erzielt man hierbei an den breiteren „Blättern“. Vor der Bewurzelung müssen die Schnittstellen abtrocknen. Dies wird bei einer kleinen Schnittstelle eines Sprosses von gruppenbildenen Pflanzen in 1 bis 2 Wochen erreicht. Bei größeren Schnittstellen, wie beispielsweise an Cereenstecklingen wird das Schließen der Schnittstelle erst nach 1 bis 2 Monaten hinreichend erfolgen und abgetrocknet sein. In dieser Zeit müssen die Stecklinge senkrecht stehen, denn die neuen Wurzeln orientieren sich anhand der Gravitationskraft immer nach unten. Wenn ein Steckling wochenlang auf der Seite liegt, wird er seitlich und nicht aus der Schnittstelle Wurzeln bilden. Man stellt daher die Stecklinge zu mehreren in einen leeren Blumentopf.

Hilfreich ist hierbei, in den Blumentopf ein Netz (Kartoffelnetz, Zwiebelnetz) aufzuhängen und darauf die Stecklinge zu stellen. Die senkrechte Position der Pflanzen kann man mit Hilfe von Hölzern (Bambusstäbe) erreichen, woran die Stecklinge lose angebunden werden. Übrig gebliebene Elektrokabel könnte man z.B. biegen und somit die zu bewurzelnden Pflanzen entsprechend fixieren. Nach dem Abtrocknen stellt man die Stecklinge zur Bewurzelung senkrecht auf ein durchlässiges und Fäulnis hemmendes Substrat. Diesem sollte man einen höheren Anteil von mineralischen Bestandteilen, wie gröberen Bimskies, Granitgrus oder auch gewaschenen Kies beimischen, was die Durchlässigkeit von Feuchtigkeit verbessert. Das Bewurzelungssubstrat sollte nicht nass sein, sondern nur eine ganz leichte, milde Feuchtigkeit aufweisen. Man kann einen Tontopf zur Hälfte mit dem Bewurzelungssubstrat füllen und die Stecklinge dort senkrecht hineinstellen. Für Kugelkakteen reicht eine flache Schale aus.

Für Blatt- und auch Säulenkakteen mische ich ein Substrat aus Bestandteilen von Kokosfasern und gröberen Bims an, für Kugelkakteen eignet sich beispielsweise auch grober Vogelsand als Bewurzelungssubstrat hervorragend. Nun kann man das verwendte Substrat immer wieder leicht durch besprühen anfeuchten. Durch die milde Feuchte wird ein zu starkes Schrumpfen der Stecklinge verhindert und die Wurzelbildung begünstigt. Im Allgemeinen muss man bei der Bewurzelung Geduld haben. Bei der Bewurzelung von Säulenkakteen brechen die Wurzeln manchmal erst nach einem Jahr durch. Dagegen bereitet die Bewurzelung von Sprossen der Gruppen bildenden Kakteen meist keine Schwierigkeiten. Oftmals haben diese Sprosse bereits an der Mutterpflanze kleine Wurzeln vorgebildet. Erst wenn die Wurzeln deutlich sichtbar sind, werden die Stecklinge in die Kulturerde eingepflanzt. In den ersten Wochen nach dem Einpflanzen sollte noch vorsichtig bewässert werden. In der gesamten Zeit des Abtrocknens und des Bewurzelns sollten die Stecklinge warm und hell, aber nicht sonnig stehen.

Hilfreich sind auch Präparate mit entsprechenden Wurzelstimulatoren die in Form von Pulver (z.B. Rhizopon) oder Gel (z.B. Klonex) erhältlich sind. Hierbei wird die zu bewurzelnde Fläche damit bestrichen um die Wurzelbildung zu erleichtern und zu beschleunigen. Bei Stecklingen oder Sprossen von Pflanzen mit einer Rübenwurzel, muss man sich in besonders viel Geduld üben. Der Steckling bemüht sich zunächst, die typische Rübenwurzel zu bilden, während an der Pflanze kaum ein Wachstum zu beobachten ist. Erst nach deren Bildung, so nach dem 2 Jahr, setzt auch das Pflanzenwachstum ein.

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